Fall Mirko ist geklärt

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    Mirco aus Grefrath ist seit dem 3. September verschwunden (Foto: dpa)

    Nach fast fünf Monaten ist der Fall des verschwundenen Mirco aus Grefrath (Kreis Viersen) offenbar gelöst.

    Nach der Festnahme eines dringend Tatverdächtigen erklärte ein Polizeisprecher: "Das Schicksal von Mirco ist geklärt".


    Nach Informationen des "Fokus" hat der Verdächtige den Ermittlern den Fundort von Mircos Leiche genannt. Berichte über neue Suchaktionen bestätigte die Polizei nicht. Der "Rheinischen Post" zufolge handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um einen Familienvater mit zwei Kindern. Der Mann soll 46 Jahre alt sein und aus Schwalmtal stammen. Im Zusammenhang mit dem gesuchten mutmaßlichen Täterfahrzeug - einem VW Passat Kombi - sei der Mann in den Fokus der Ermittler geraten. Nach Angaben des Polizeisprechers hatte der Tatverdächtige zuvor versucht, sein Fahrzeug im Ausland zu verkaufen.

    Für Freitag, 11 Uhr, planen Polizei und Staatsanwaltschaft eine Pressekonferenz, auf der Details zu der Festnahme genannt werden sollen. Bis dahin würden die umfangreichen Spuren ausgewertet, hieß es.


    Polizei geht von Sexualstraftat aus

    Mirco war am Abend des 3. September auf seinem Heimweg von einer Skateranlage entführt worden. Seitdem fehlt von dem Jungen jede Spur, trotz mehrerer groß angelegter Suchaktionen wurde das Kind nicht gefunden.

    Die Ermittler hatten sich in der Vergangenheit immer wieder zuversichtlich gezeigt, den Täter doch noch finden zu können. Die Sonderkommission Mirco hat inzwischen Tausende von Hinweisen überprüft. Dabei wurden neue Ermittlungsmethoden eingesetzt, zu denen sich die Polizei bislang allerdings nicht näher äußern wollte. Nach Einschätzung der Beamten ist der Fall Mirco schon jetzt "einzigartig in der Kriminalgeschichte".

  • "Er war eine tickende Zeitbombe"


    Der mutmaßliche Täter im Fall Mirco hat gestanden und ist wegen Mordes angeklagt. Der 45-jährige Olaf H. hat den damals zehnjährigen Jungen umgebracht, weil er unter großem beruflichen Stress gestanden habe, sagte der Leiter der Sonderkommission, Ingo Thiel. Er habe Mirco in sein Auto gelockt, ihn dann sexuell missbraucht und schließlich ermordet. Olaf H. sei es darum gegangen, das Opfer zu erniedrigen.

    "Wir hatten eine tickende Zeitbombe herumlaufen", sagte der Soko-Leiter über Olaf H. Er habe beruflich unter großem Druck gestanden. Die Tat sei eine direkte Reaktion darauf gewesen, dass ihm ein Vorgesetzter bei einem großen deutschen Telekommunikationsunternehmen Vorhaltungen gemacht hatte, sagte Thiel weiter. Sein Chef habe ihn "zusammengefaltet", danach sei er planlos in der Region Grefrath umhergefahren. Dort habe er Mirco mit seinem Auto überholt, sei ausgestiegen und habe ihn angesprochen.


    Sexualdelikt war zweitrangig

    Nachdem Olaf H. sein Opfer in das Auto gelockt hatte, habe er ihn entkleidet und versucht, sexuelle Handlungen vorzunehmen. Dann habe er gedacht: "Den kannste nicht mehr nach Hause lassen", sagte Thiel. Anschließend habe er Mirco umgebracht, um die Tat zu vertuschen. Ihm sei es um einen Akt der Erniedrigung gegangen, sagte Thiel. Der sexuelle Missbrauch von Mirco war demnach zweitrangig.

    Die Obduktion der Leiche Mircos in der Rechtsmedizin in Düsseldorf wird noch Tage dauern. Die Polizei äußerte sich auch deshalb nicht dazu, wie der Junge getötet wurde. Er sei am Tatabend vermutlich drei Stunden in den Händen des Mannes gewesen.


    Eine der Spuren war sein VW Passat Kombi, in den Olaf H. den Jungen gelockt hatte. "Wir hatten Gott sei Dank einen sehr guten Zeugen", sagte Thiel. Das Auto sei bereits verkauft worden, seitdem habe der Kombi in Deutschland als stillgelegt gegolten. Erst als der neue Besitzer den Wagen mit Luxemburger Kennzeichen versah, sei das Auto wieder in den Fokus gerückt. Es wurde dann am Frankfurter Flughafen gefunden.


    Olaf H. galt als treusorgender Familienvater

    Olaf H. sei nach seiner Festnahme erleichtert und völlig ruhig gewesen. Nach einem vierstündigem Verhör habe er erklärt: "Okay, dann sag' ich euch, wo der Junge liegt." Mirco habe einfach enormes Pech gehabt, sagte Thiel. Er sei ein Zufallsopfer.


    Der Täter ist 45 Jahre alt und in dritter Ehe verheiratet und hat drei Kinder - zwei aus zweiter, eines aus dritter Ehe. Bei der Polizei ist er noch nie auffällig geworden. Er wohnt seit einigen Jahren in Schwalmtal - einem Ort in der Nähe von Grefrath, wo der damals zehnjährige Mirco verschwunden ist. Olaf H. galt in seinem Umfeld als treusorgender Familienvater. Seine Familie ist offenbar völlig überrascht und geschockt.

    Mirco war vor fast fünf Monaten, am 3. September 2010, im Alter von zehn Jahren auf dem Nachhauseweg entführt worden. Bei einer der größten Suchaktionen in der Geschichte der Bundesrepublik hatten zeitweise 1000 Polizisten nach dem Kind gesucht. Auch Tornado-Aufklärungs-Jets der Bundeswehr kamen zum Einsatz. Die 65-köpfige "Soko Mirco" ging mehr als 9000 Spuren nach.